“Smart Contracts” existieren in der digitalen Welt. Den Begriff kannst Du mit “intelligente Verträge” übersetzen. Diese Verträge können die Zukunft sein, vor allem in der Finanz- und Versicherungsbranche. Im Moment gibt es sie als Pilot-Projekt. Es braucht keinen Notar o. ä., um einen Vertrag geltend zu machen. Das geht automatisch und hat so einige Vorteile, egal ob zwischen Privatpersonen oder Firmen. Wichtig ist, dass Dir klar ist, dass es sich bei diesen Smart Contracts nicht um zivilrechtliche Verträge handelt, die vor Gericht anfechtbar sind.
Wo und wie sind Smart Contracts gespeichert?
Diese Verträge werden online auf einer sogenannten “Blockchain” hinterlegt. Vermutlich klingelt es bei dem Begriff bei Dir, der ist inzwischen in aller Munde. Hier gibts bereits einen Artikel von mir darüber. Aber kurz zur Erklärung: Stell Dir eine Art digitales Protokoll vor. Dort werden alle möglichen Sachen eingetragen, die so anfallen. Ob Überweisungen oder Verträge – alles wird in chronologischer Reihenfolge automatisch in so einem “Block” notiert. Das Gute daran: Es braucht keinen Dritten von außen, der dabei auf das Protokoll schaut und checkt, ob das alles stimmt. Das geht wie gesagt automatisch. Einträge sind weder veränderbar noch löschbar. Irgendwann ist so ein Block voll und wird zugemacht, für immer und ewig. Der nächste Block ist schnell erstellt und es geht immer so weiter. Es entsteht eine ganze Kette von Blöcken: Die Blockchain.
Wie funktionieren sie?
Smart Contracts bestehen online in einem Netzwerk, das dafür ausgelegt ist, dazu später mehr. Da das Meiste dort automatisch geschieht, basiert das Ganze auf dem wenn-dann-Prinzip. Das kannst Du Dir im “offline”-Leben so vorstellen: Wenn Du Deine Geheimzahl weißt, dann kannst Du Geld abheben. Aber auch nur, wenn Du genügend Geld auf dem Konto hast 😉 Dafür braucht es keinen Notar.
So ist das auch bei den Smart Contracts. Zwei Parteien, egal ob das Organisationen oder Einzelpersonen sind, halten gemeinsam in einem Vertrag eine Abmachung fest. Wenn das wenn-dann-Prinzip greift, funktioniert der digitale Vertrag. Wenn eine bestimmte Sache eintritt, dann wird im Netzwerk eine bestimmte Aktion ausgeführt. Sollte irgendeine Bedingung aus dem Vertrag nicht sein, erfahren beide Partner davon.
Natürlich sitzt dort kein virtueller Notar in dem Netzwerk und checkt die ganze Zeit, ob alle Bedingungen erfüllt sind. Das macht das schon automatisch. So kannst Du Dir das übrigens auch bei Ethereum vorstellen. Das ist das derzeit wohl bekannteste Netzwerk dieser Art, das Smart Contracts unterstützt (mehr dazu kannst Du hier lesen). Klar ist, dass diese Verträge zu Beginn von jemandem geschrieben werden. Wenn der aber einmal als Smart Contract im Netzwerk steht, kann keiner mehr dazwischenfunken oder etwas daran ändern. Jetzt fragst Du Dich vielleicht, was geschieht, wenn mal ein Fehler im Vertrag steht. Ja, das ist einer der aktuellen Nacheile … aber vorher zeige ich Dir die Vorteile! 🙂
Was sind die Vorteile?
Das Gute ist: Du sparst Dir eine ganze Menge Papierkram, denn die Verträge sind online in einer Blockchain abgelegt. Und Du sparst Dir allem den dazugehörigen Schriftverkehr, bis es endlich mal zum Vertragsschluss kommt. Mal abgesehen von den unzähligen Terminen, bis beide Parteien unterschrieben haben. Du sparst also auch noch Zeit und musst Dich dafür nicht mal seriös kleiden 😉
Natürlich ermöglicht ein Smart Contract auch, dass zwei völlig Unbekannte einen Vertrag miteinander eingehen können, ohne sich zu kennen und vertrauen zu müssen. Warum? Weil der Blockchain vertraut wird. Eine ähnliche Art von Vertrauen das existiert, erlebst Du jetzt schon. Das beste Beispiel ist Amazon. Du kennst den Verkäufer auch nicht, bringst dem dahinterstehenden System aber Vertrauen entgegen.
Das sind so die ganz persönlichen Vorteile. In einem etwas größeren Kontext gedacht ist so ein Smart Contract natürlich auch für Firmen und Unternehmen ideal, die weltweit zusammenarbeiten. Für einen Vertragsschluss müssen die Unterzeichner nicht mehr von A nach B fliegen. Dafür muss sich natürlich in Zukunft noch einiges an der Rechtslage ändern.
Aber auch im Bereich der Buchhaltung sind die intelligenten Verträge einfach sinnvoll und erleichtern eine Menge Arbeit. Es gibt viel weniger Sicherheiten zu prüfen, die sonst enorm viel Zeit in Anspruch nehmen. Darunter kannst Du Dir z. B. das Autorisieren von Banken vorstellen, was Tage dauern kann, vor allem, wenn ein Wochenende oder Feiertag dazwischen liegt.
Was sind die Nachteile?
Blöd ist es, wenn Du einen Fehler im Smart Contract entdeckst. Den kannst Du nämlich nicht so einfach ausmerzen. In der “offline”-Welt rufst Du dafür den Notar an. Aber online? Da wird der Smart Contract mit dem Fehler weiterarbeiten. Die einzige Lösung wäre hier ein sogenannter “Hard Fork”. Das ist eine im Nachhinein durchgeführte Änderung in der Blockchain. Jepp, Du denkst Dir vielleicht: Besteht das Grundprinzip der Blockchain nicht gerade darin, dass sie nie wieder geöffnet und verändert werden kann? Richtig. Deswegen ist es auch schwierig, diesen “Hard Fork” in der Realität umzusetzen. Man braucht immer die Zustimmung der anderen. Es muss ein Konsens gefunden werden. Aber das würde jetzt zu weit führen, dafür gibt es bald einen eigenen Artikel. Klar ist jedenfalls, dass so ein nachträglicher Eingriff nach dem Hackerangriff von “DAO” auf Ethereum 2017 für eine Spaltung in der Ethereum-Community geführt hat. Hier kannst Du Genaueres darüber erfahren.
Ich habe anfangs auch schon erwähnt, dass Du mit einem Smart Contract schlecht vor Gericht erscheinen kannst. In Deutschland haben sie keine Rechtswirkung, sie sind sozusagen nur die “Software-Version” des traditionellen Vertrags.
So klasse der Automatismus bei den Smart Contracts auch ist: Ein Programm kann nicht auf alle Eventualitäten eingestellt sein. Das könnte vielleicht eines Tages in Form von künstlicher Intelligenz funktionieren …
Hinzu kommt, dass – wenn auch unwahrscheinlich – ein Hackerangriff eintreten kann. Diese Möglichkeit musst Du einfach im Hinterkopf behalten.
Zukunftsperspektive
Es ist zu erwarten, dass Smart Contracts in Zukunft vermehrt eingesetzt werden. Bisher gibt es Pilotprojekte mit diesen smarten Verträgen. Klar ist, dass sich die Sicherheit der Blockchains verbessern muss. Ich vermute, dass das gar nicht mehr so lange dauern wird.
Andererseits muss auch die Rechtssicherheit geklärt werden. Das könnte noch einige zögern lassen. Es ist also fraglich, inwieweit Smart Contracts alle Bereiche durchdringen wird. Vorstellbar ist es auf jeden Fall jetzt schon in der Finanz- und Energiebranche. Im Grunde könnte jeder Bereich mit den smarten Verträgen abgedeckt werden. Sinnvoll scheint es aber vor allem bei Sachen wie Grundbucheinträgen oder Testamenten zu sein. Natürlich gibt es auch schon Überlegungen für die Elektromobilbranche. Interessant wäre auch, ob sich Wahlen zukünftig mit Hilfe von Blockchains realisieren lassen.