Wann ist ein Coin billig? Teil 1: Kryptowährungen einschätzen

Bitcoin und Altcoin als Tortensymbole, stellvertretend für Circulating Supply und Marktkapitalisierung bei Kryptowährungen

Die Kurse von Kryptowährungen können vor allem am Anfang recht herausfordernd wirken. Schaust du auf eine Kursseite wie z. B. coinmarketcap.com, kann dort stehen, dass ein Coin einer neuen, trendigen Kryptowährung “nur” 0,0003 Euro kostet. Ein Bitcoin hingegen kostet momentan etwa 6300 Euro (Stand: 27.05.18) – damit verglichen scheint der erstere Coin sehr sehr billig zu sein. Hier musst Du allerdings echt aufpassen. Lass Dich von dieser simplen Übersicht nicht schon zum Kauf verleiten. Denn die Antwort auf die Frage „Wann ist ein Coin billig?” , hängt von vielen Faktoren ab. Damit Du Kurse und Währungen besser einschätzen kannst, schreibe ich Dir derzeit eine Reihe von Beiträgen. Hier kommt der erste Teil.

Marktkapitalisierung, Circulating Supply und Preis einer Kryptowährung

Um eine Kryptowährung auf so einer Kursseite einschätzen zu können, werden dir mehrere Details zu ihr angezeigt. Los geht es mit der Menge der Coins, die es von der betreffenden Währung derzeit auf dem Markt gibt. Diese Menge, nennt sich „Circulating Supply“. Multipliziert mit dem Preis des dazugehörigen Coins, ergibt dieser Wert die „Market Capitalisation“ (zu Deutsch: Marktkapitalisierung). Alle Coins die es gibt, multipliziert mit dem Preis des Coins, ergibt das Geld im Projekt.. klingt erstmal logisch, oder? Aber aufgepasst! Das ist das Geld, das THEORETISCH in der ganzen Kryptowährung drin ist. Dazu gleich mehr.

Die Marktkapitalisierung ist schonmal ein gutes Indiz dafür, bei welchem Kryptoprojekt es gut läuft. Trotzdem darf man die so errechneten Geldmengen nicht mit echtem investierten Geld verwechseln. Das liegt daran, dass der Preis des Coins steigt, sobald er vermehrt gekauft wird, und sinkt, wenn viele Leute ihn verkaufen (möchten).

Ein vereinfachtes Krypto-Rechenbeispiel:

Sagen wir mal, der Kurs von unserem BeispielCoin läge gerade bei 10.000 Euro und auf dem Markt gäbe es insgesamt 10 Coins. Circulating Supply x Preis des Coins = Marktkapitalisierung, also: 10 x 10.000 = 100.000 Euro. Auf dem Papier sieht es also so aus, als würden 100.000 Euro in der Kryptowährung BeispielCoin stecken.

Sagen wir aber, plötzlich kommen 50% der Besitzer daher und wollen alle ihre Coins auf einmal verkaufen. Sie haben gehört, dass es mit BeispielCoin bergab gehen soll. Da es nicht SO viele Käufer gibt, die ihnen den BeispielCoin für 10.000 Euro pro Stück abkaufen würden, muss der Preis immer weiter gesenkt werden, bis tatsächlich alle verkauft sind. Wer sagt: „Nein, ich will 10.000 Euro dafür haben, darunter verkaufe ich nicht,“ der wird eben nicht verkaufen können. Denn die anderen bieten die Coins ja billiger an, um sie schnell loszuwerden. So kann der Preis eines BeispielCoins einen starken Preisverfall erleben.

Die „Stimmung am Markt“ verändert alles

Nachdem alle Verkäufe abgewickelt wurden, ist der Preis von einem BeispielCoin daher vielleicht bloß noch 1.000 Euro. Die “Stimmung am Markt” ist BeispielCoin gegenüber eher negativ und wenige Leute sind bereit in ihn zu investieren. Die Menge der Coins hat sich aber während der Verkäufe nie geändert. Errechnen wir also die Marktkapitalisierung in dieser neuen Situation.

Es heißt wieder “Circulating Supply x Preis eines Coins = Marktkapitalisierung”, also: 10 x 1.000 = 10.000 Euro. Wow, was für ein Unterschied. Das Projekt hat auf dem Papier 90.000 Euro verloren, 90% der vorherigen Marktkapitalisierung! Dabei haben nur 50% der Coins die Besitzer gewechselt. Es wurden auch nicht 90.000 Euro an irgendwen ausgezahlt, denn dieses Geld gab es NIE wirklich (!) sondern nur auf dem Papier. Das liegt daran, dass jedes Mal mit dem Coin-Preis zum Zeitpunkt der Berechnung gearbeitet wird. Dieser kann sich aber wie gezeigt sehr stark ändern, ohne das irgendwo echtes Geld ein- oder ausbezahlt wird.

Noch ein Beispiel: Der Bitcoin-Preis im Verlauf der Zeit und seine Marktkapitalisierung

Ein zweites Beispiel aus der echten Welt kannst du jederzeit mit Bitcoin (oder jedem anderen Coin) machen. Geh einfach auf coinmarketcap.com und schau dir die Werte an. Du wirst jedes Mal die gleiche Berechnung finden: “Circulating Supply x Preis eines Coins = Marktkapitalisierung”. Jetzt halte dir einfach vor Augen, dass der Preis eines Bitcoin anfangs NICHT Tausende von Euro war, sondern vielleicht 10 Euro. Das findet sich in dieser Rechnung aber nirgendwo wieder. Stattdessen wird mit dem jetzigen Preis gerechnet, auch wenn dieser inzwischen mehrere hundertmal so hoch ist, wie der Betrag, den viele frühe Käufer damals für ihren Coin bezahlt haben.

Wenn Du also siehst, dass Bitcoin derzeit eine Marktkapitalisierung von etwa 100 Milliarden Euro hat, liegt das NICHT daran, dass da 100 Milliarden Euro echtes Geld investiert wurden. In Wirklichkeit wird die Anzahl der tatsächlich existierenden Coins mit dem DERZEITIGEN Preis multipliziert. Dieser würde aber massiv abstürzen, wenn plötzlich alle verkaufen wollen würden und massiv steigen, wenn plötzlich viele Menschen neu einsteigen wollen. Die Marktkapitalisierung ist also NICHT das „Geld im Projekt“, sondern nur auf dem Papier existent.

Dieser Sachverhalt gilt nicht nur in der Kryptowelt

Dieser Sachverhalt ist übrigens der Funktionsweise der Börse recht ähnlich. Auch dort hat der Wert eines Unternehmens sehr viel damit zu tun, was eine Aktie gerade kostet und wieviele Aktien ein Unternehmen ausgegeben hat. Auch das „Geld auf dem Papier“, das es eigentlich nicht gibt, existiert ähnlich (und in gigantischen Summen).

Bald schreibe ich Dir weitere Beiträge zum Einschätzen von Coins. Wenn Du diesen Beitrag hilfreich findest oder Fragen hast, freue ich mich über Shares und Kommentare.

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