Zwei wichtige Begriffe, die Du im Kryptobereich kennen solltest, sind der sogenannte „Soft Fork“ und der „Hard Fork“ (wörtlich übersetzt: die sanfte, bzw. harte Gabelung). Hierbei handelt es sich nicht um ein edles Besteck, sondern um komplexe Ereignisse auf einer Blockchain (hier kannst Du nachlesen was eine Blockchain ist). Oberflächlich gesagt kannst Du Dir eine Blockchain wie ein großes Registerbuch vorstellen. In ihm wird jede Überweisung der Kryptowährung aufgeschrieben und öffentlich einsehbar festgehalten. Bei einem Fork entstehen aus einem solchen Registerbuch (also aus einer Blockchain) zwei Versionen. Die Unterschiede zwischen den beiden neuen Versionen können unterschiedlich schwerwiegend sein. Je nachdem, ob es sich um einen “Soft Fork” oder einen “Hard Fork” handelt. Man benötigt solche Forks dann, wenn sich an der betroffenen Blockchain etwas ändern soll.
Definition Soft Fork
Bei weniger tiefgreifenden Veränderungen handelt es sich um einen “Soft Fork”. Am einfachsten ist das mit einem Update vergleichbar. Die ältere Version der Blockchain bleibt zwar bestehen und funktionstüchtig, ist aber nicht mehr auf dem neuesten Stand und bietet nicht alle aktuellen Funktionen. Normalerweise ist es also nur eine Frage der Zeit, bis alle Nutzer sich Schritt für Schritt die neueste Version besorgen. Leute, denen die neuen Funktionen nicht gefallen, können aber auch weiterhin die alte Version benutzen.
Jeder Soft Fork produziert also eine neue Version von der betroffenen Blockchain. Die Aufzeichnungen darüber, welches Konto wie viel Geld besitzt, etc. bleiben aber in allen Versionen dieselben. Vereinfacht gesprochen, egal ob Du auf der Ethereum Blockchain mit Version 1.2 oder 1.4 arbeitest, wie viel Geld Du hast, bleibt gleich. Den großen Unterschied dazu zeige ich Dir gleich in einem Beispiel.
Soft Forks sind recht gewöhnliche, regelmäßige Ereignisse. Sie erzeugen lange nicht so viel Wirbel wie ein Hard Fork.
Definition Hard Fork
Mit dem Begriff Hard Fork wird die drastische Spaltung einer Blockchain in zwei unterschiedliche Blockchains bezeichnet. Dabei entstehen zwei komplett unabhängige Kryptowährungen, jede mit ihren eigenen Regeln. Ein Hard Fork wird nur dann eingeleitet, wenn an der betroffenen Blockchain etwas Grundlegendes verändert wird. Er kann z. B. angewendet werden, um im Notfall einen Betrug rückgängig zu machen (das war zum Beispiel bei Ethereum so, erkläre ich gleich).
Bei einem Hard Fork entstehen eine ‚alte‘ und eine ‚neue‘ Blockchain, die unabhängig voneinander weitergeführt werden. Sie sind NICHT kompatibel, funktionieren unabhängig voneinander und haben unterschiedliche Namen und Eigenschaften.
Beispiel für einen Hard Fork: Ethereum (ETH) vs. Ethereum Classic (ETC)
Wahrscheinlich kennst Du die momentan (Stand: April 2018) berühmteste Kryptowährung nach Bitcoin: Ethereum. Hier musste im Juli 2016 ein Hard Fork als Notlösung angewendet werden. Grund dafür war ein Diebstahl im vorherigen Monat: Der Hacker nutzte eine Sicherheitslücke und erbeutete Ether-Coins mit einem Wert von 60 Millionen Euro. Auf der Suche nach einer Lösung für das Problem spaltete sich die Gemeinschaft in zwei Gruppen.
Die erste Gruppe sah die Dinge (grob gesagt) so:
Es ist besser, den Diebstahl durch eine Änderung im Code ungeschehen zu machen. Da die Blockchain wie ein Registerbuch funktioniert, kann man schließlich sehen, wohin das gestohlene Geld überwiesen wurde. Jetzt müssen wir nur das “aktuelle Registerbuch” (die aktuelle Blockchain) als ungültig erklären. Dann verteilen wir überall im Netzwerk wieder die Version vom Zeitpunkt genau vor dem Raub. Alle Bestohlenen haben dann ihr Geld zurück. Die anderen, guten Überweisungen seit dem Raub sind dann zwar auch alle gelöscht, aber die müssen dann halt nochmal gemacht werden. Ist ja nicht SO schlimm.
Zu dieser ersten Gruppe gehörte auch derjenige, der sich Ethereum ursprünglich mal ausgedacht hatte: “Erfindergenie” Vitalik Buterin.
Die zweite Gruppe sah das aber ganz anders (grob erklärt, kein Zitat):
Der Code ist Gesetz. Wir haben bei Kryptowährungen absichtlich keine Zentralinstanz, die mal eben so irgendwas für ungültig erklären kann. Wenn wir Mist programmiert haben, müssen wir das auch ausbaden. Aber wir können nicht einfach Dinge rückgängig machen. Wenn wir erstmal damit anfangen, wer weiß, wo das endet. Das geht gegen den Kerngedanken von unabhängigen, freien, dezentralen Kryptowährungen. Und erst Recht, wenn das vom Gründer ausgeht, das ist ja dann fast schon wie bei einer Bank.
Wie Du vielleicht sehen kannst, war hier einfach keine Einigung möglich und man konnte auch nicht einfach eine “sanfte Gabelung” (Soft Fork) machen. Nein, es musste eine richtige Spaltung her. Die erste Gruppe änderte die Blockchain und behielt den Namen für ihr “Registerbuch”: Ethereum (ETH). Die zweite Gruppe hatte weniger Einfluss und musste sich mit einem neuen Namen für ihre Blockchain zufrieden geben, obwohl sie nichts änderte: Ethereum Classic (ETC). Seit dieser Spaltung ließ sich beobachten, dass Ethereum (ETH) wesentlich besser dasteht, als Ethereum Classic (ETC). Das liegt sicher auch daran, dass Vitalik Buterin und die wichtigsten anderen Entwickler weiter am Projekt Ethereum (ETH) arbeiten, während die zweite Blockchain eher ins Hintertreffen gerät.
Zusammenfassung
Der Hauptunterschied ist also inzwischen hoffentlich klar geworden: Ein Hard Fork erzeugt zwei komplett getrennte Kryptowährungen bzw. “Registerbücher” (Blockchains), die nicht miteinander kompatibel sind.
Dagegen wird mit Hilfe eines Soft Forks nur die ursprüngliche Kryptowährung optimiert. Es entstehen auch hier zwei Versionen des ursprünglichen “Registerbuchs”, aber sie unterscheiden sich nur in Kleinigkeiten. Es ist Dir überlassen, welche Version Du nutzt.
Ein Hard Fork ist demnach ein deutlich krasserer und folgenschwererer Eingriff als ein Soft Fork. Aus diesem Grund wird ein Hard Fork auch nur dann eingeleitet, wenn es wirklich unumgänglich ist.