Satoshi Nakamoto: Das Phantom des Bitcoin-Gründers

Phantom Satoshi Nakamoto, Guyhinter Fawkes Maske, unbekannter Erfinder von Bitcoin

Hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto versteckt sich der oder die Gründer(in) der ersten und bisher erfolgreichsten Kryptostory unserer Zeit: Der Plattform und Kryptowährung Bitcoin. Dennoch erinnert die Suche nach Informationen zu Satoshi Nakamoto sehr an eine Phantomjagd im Stil von Sherlock Holmes. Seit der Veröffentlichung von Bitcoin im Januar 2009, ist es keinem Menschen und keiner Autorität weltweit gelungen, die Identität zu enthüllen.

Ist Satoshi ein Mensch oder sogar ein Geheimdienst?

Stell Dir nur einmal vor, was die Wahrheit für den Erfinder (oder die verantwortliche Gruppe) und die gesamte Kryptowelt bedeuten würde. Verschwörungstheoretiker vermuten sogar die USA-Regierung oder einen der Geheimdienste wie NSA oder CIA dahinter. Sie behaupten außerdem, dass, wenn die Wahrheit ans Licht käme, der/die Gründer von Bitcoin in Lebensgefahr sei(en). (Ich schreibe ab jetzt „er“, damit dieser Beitrag für Dich gut zu lesen ist. Natürlich könnte es auch eine Sie oder eine Gruppe von Personen sein.) Das vermuten sie, weil „Satoshi“ für das Einläuten der Krypto-Revolution verantwortlich ist und damit das Finanzsystem, wie wir es heute kennen, zu Fall bringen könne. Im Folgenden werde ich Dir eine kleine Auswahl der Personen vorstellen, die sich hinter dem Namen Satoshi Nakamoto verbergen könnten. Natürlich sind das derzeit nur Vermutungen.

Vorgeschichte: Wie Bitcoin und das Phantom Satoshi entstanden

Satoshi schrieb mit Bitcoin Geschichte, denn die Kryptowährung ging als erste Krypto-Plattform aller Zeiten online. Es wurden bereits vor 2009 und der Veröffentlichung von Bitcoin Vorschläge für das Einführen von Kryptowährungen gemacht. Sie waren allerdings alle gescheitert. Daran war immer eins dieser zwei Probleme schuld: Zum einen war damals noch nicht gelöst, wie man eine Kryptowährung bauen könnte, ohne eine zentrale Autorität zu benötigen. Zum anderen scheiterten viele Krypto-Ideen am Problem der doppelten Ausgabe („double-spending“). Damals konnte man sich einfach kein digitales System vorstellen, in dem digitales Geld nicht kopiert und mehrfach ausgegeben werden kann. Bitcoin löste dieses Problem mit links (dank des Proof-of-Work Mechanismus) und ging als erste Kryptowährung steil – was für ein legendärer Schritt für die Menschheit!

Da Bitcoin ja auf einer öffentlichen Blockchain basiert, lassen sich sämtliche Transaktionen bis zur Geburtsstunde von Bitcoin nachverfolgen. Die erste Bitcoin-Zahlung, die jemals getätigt wurde, ging im Januar 2009 an Hal Finney. Der gute Mann gilt als einer der Satoshi-Kandidaten. Ich werde ihn Dir weiter unten näher vorstellen. Das große Problem mit Satoshi ist allerdings, dass niemand ihn JEMALS zu Gesicht bekommen hat. Nicht einmal enge Mitarbeiter, die von Anfang an beim Bitcoin-Projekt dabei waren, haben die verantwortliche Person je persönlich getroffen.

Satoshi erschien zum ersten Mal auf der (digitalen) Bildfläche, als er 2008 das Whitepaper mit dem Entwurf für Bitcoin veröffentlichte. Im Jahr darauf wurde die erste Software veröffentlicht. Während dieser ersten Jahre arbeitete Satoshi mit anderen Entwicklern zusammen. Sämtliche Kommunikation wurde per E-Mail oder über das von ihm gegründete Forum „Bitcointalk“ abgewickelt. 2011 verschwand Satoshi dann jedoch überraschend von der Bildfläche: Es erschienen keine weiteren Foreneinträge oder E-Mails. Mit diesem radikalen Move ließ er – bis heute – unendlich viele Fragen offen.

Aktuelle Situation: Vermutungen zur wahren Identität von Satoshi Nakamoto

Aktuell weiß niemand so recht, ob es Satoshi Nakomoto überhaupt (noch) gibt. Einige der Kandidaten, über die immer wieder spekuliert wird, sind bereits verstorben. Manche glauben, dass wir nur deswegen seit 2011 nichts mehr von Satoshi hören, weil die Person schlichtweg nicht mehr unter uns weilt. Das Rätsel der wahren Identität des Pseudonyms Satoshi Nakamoto beschäftigt viele, mittlerweile seit ganzen neun Jahren. Da kannst Du Dir sicher vorstellen, dass viele, teils haarsträubende, Vermutungen und Behauptungen gemacht werden.

Einige Mitglieder der Kryptoszene schmücken sich sogar mit falschen Federn, sprich Satoshis Namen, um Aufmerksamkeit zu erhaschen. Darunter ist zum Beispiel Joyce Kim von der Kryptowährung Stellar Lumens, die für eine Weile ihren Partner Jed McCaleb als Satoshi auszugeben versuchte. Durch Satoshis Anonymität scheint ein regelrechter Wettkampf in der Kryptowelt entstanden zu sein. Auf einmal möchten alle Satoshi sein, aber der wahre Held hält sich bedeckt. Eigentlich tolles Material für einen echten Hollywood-Blockbuster 😉

Hier eine kleine Auswahl aus der bunten Reihe der Personen, die bis heute am häufigsten als Satoshi Nakamoto vermutet wurden:

Dorian Nakamoto

Ein Japanisch-Amerikaner, der am 06. März 2014 vom Magazin „Newsweek“ fälschlich als der Gründer von Bitcoin identifiziert wurde. Die Journalisten, die den gelernten Physiker tagelang in seinem Haus beschatteten, um ein Geständnis aus ihm herauszulocken, verursachten einen ganz schönen Wirbel. Dabei stellte sich heraus, dass Nakamoto, mit Geburtsname sogar Satoshi Nakamoto, ein stinknormaler Bürger ist. Der Rentner lebt mit seiner über 90-jährigen Mutter zusammen und erklärte, dass er nicht einmal von Bitcoin gewusst habe.

Craig Steven Wright

Wright machte im Mai 2016 in den Medien mit einem (angeblichen) Betrugsversuch auf sich aufmerksam. Er ist ein australischer IT-Wissenschaftler und Unternehmer, der – nach diversen Mutmaßungen in den Medien – auf seinem Blog angab, Satoshi Nakamoto zu sein. Es gab Hinweise, dass Wright neben dem 2013 verstorbenen David Kleiman an der Entwicklung von Bitcoin beteiligt war. Die Sci-Fi Webseite „Gizmodo“ behauptete sogar, das Pseudonym Satoshi Nakamoto stehe für die beiden Männer, als gemeinsame Entwickler von Bitcoin. In einem Interview mit dem Fernsehsender BBC sagte Wright vor laufenden Kameras, dass er beweisen könne, Satoshi zu sein. Im Nachhinein zog er seine Angaben jedoch zurück, indem er sich auf seinem Blog entschuldigte. Die ganze Show wurde von den Medien als Betrugsversuch abgestempelt.

Nick Szabo

Szabo ist ein amerikanischer Computerwissenschaftler, Jurist und Kryptograph, mit ungarischen Wurzeln. Er entwickelte das Konzept der „Smart Contracts“ (lies dazu: Was sind Smart Contracts?), die ein Grundbaustein für viele Kryptowährungen sind. Angeblich hatte er schon seit 1998 von einer Kryptowährung namens „Bit Gold“ gesprochen, die viele Gemeinsamkeiten mit Bitcoin aufweisen soll. Auf seinem Blog „Unenumerated.blogspot.com“ postete Szabo mehrere Artikel mit Bezug auf Teile der Bitcoin Technologie, wie z. B. die Blockchain und den Proof-of-Work Mechanismus. Unter anderem erschien am 28.08.2008 – nicht lange bevor das Whitepaper zu Bitcoin erschien – ein Artikel mit dem Titel „Antiques, time, gold and bit gold“ auf seinem Blog. In dem Artikel weist er auf ein Problem bei der Erschaffung von Kryptowährungen hin: Es sei schwer, eine nicht fälschbare Währung zu erfinden, die auf Computertechnik basiert, weil sie gehackt werden könne. Szabo wies die Vermutung, dass er Satoshi sei, jedoch wiederholt zurück.

Hal Finney

Harold Thomas Finney war ein amerikanischer Software-Entwickler und Kryptograph. Er hat angeblich gemeinsam mit Satoshi Nakamoto an Bitcoin, u. a. an Wallets (lies: Was ist eine Wallet?), mitgearbeitet. Er hat nachweislich im Januar 2009 die erste jemals getätigte Bitcoin-Zahlung vom Bitcoin Gründer erhalten. Finney lebte, wie Dorian Nakamoto, in Temple City (Kalifornien) und wurde auch aus diesem Grund mit dem Satoshi-Nakamoto-Phänomen in Verbindung gebracht. Auch er stritt die Vermutungen jedoch ab. Finney litt an amyotropher Lateralsklerose (ALS) und verstarb am 28. August 2014 im Alter von 58 Jahren.

Shinichi Mochizuki

Ted Nelson, oft als einer der Gründerväter des Internets bezeichnet, vertritt die Theorie, dass Satoshi Nakamoto ein wohlwollendes Genie war. Er erklärt in einem amüsanten Clip auf YouTube („I think I know who Satoshi is“) seine Theorie, dass Satoshi Nakamoto Bitcoin nur aufbaute, weil er der Nachwelt sein geniales Erbe hinterlassen wollte. Nelson selbst vermutet den japanischen Mathematiker Shinichi Mochizuki hinter dem Synonym. Das ist nicht bestätigt, aber auch nicht ganz abwegig, denn Mochizuki schloss als Zweitbester seines Jahrgangs an der Princeton Universität ab. Obendrein studierte er dann noch in Harvard und teilt nun sein Wissen als Professor an der Kyoto Uni. Mochizuki wies Nelsons Vermutung jedoch persönlich ab.

Charakter-Profil: Welches Krypto-Genie will schon unentdeckt bleiben?

Bitcoin leitete als erste digitale Währung die Krypto-Revolution ein – damit hat sich Satoshi Nakamoto einen Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde verdient! Doch warum lässt er sich nicht gebührend feiern? Auf diese Frage sind verschiedene (spekulative) Antworten möglich. Sie lassen sich grob in drei Theorien zusammenfassen.

Theorie 1: Die Verschwörungstheorie

Satoshi hatte Angst, weil er als Revolutionär gegen das vorherrschende (Finanz-) Regime antrat. Bitcoin lehnte sich quasi wie David gegen Goliath, sprich den globalen Finanzmarkt, inklusive der US-Regierung, auf. Wer macht sich schon gern Feinde, zudem noch in dieser Größenordnung? 😉 Die Anonymität garantiert Satoshi Sicherheit, Privatsphäre und Frieden.

Theorie 2: „Der gute Satoshi“

Satoshi ist ein bescheidenes Genie, dass sich dafür entschied, das Bitcoin-Vermächtnis heimlich, still und leise der Welt zu hinterlassen. Daraufhin machte sich der Erfinder auf Zehenspitzen aus dem Staub. Nun genießt Satoshi in Ruhe und Frieden den Ruhm – wahrscheinlich in einem Multimillionen-Euro-Anwesen, bei einem leckeren Glas Wein 😉

Theorie 3: „Der böse Satoshi“

Satoshi ist ein mieser Hund, der Bitcoin nur so erfolgreich machte, um sich mit einem riesigen Vermögen (ca. 1 Million BTC) aus dem Staub zu machen. Die restlichen Teilhaber sind dabei ganz egal und Satoshi kann diesen riesigen Anteil an Bitcoins jeder Zeit fallenlassen – die anderen würden bei dem folgenden Kurseinbruch in die Röhre gucken.

Die Zukunft von Satoshi Nakamoto

Seien wir einmal ehrlich: Wenn Satoshi sich bis jetzt nicht zu erkennen gegeben hat, wird es wahrscheinlich auch in Zukunft nicht dazu kommen. Alles was uns bleibt, ist Fragen zu stellen und die Konsequenzen dieser Anonymität zu tragen. Denn, obwohl man ihn nicht sieht, ist Satoshi Nakamoto nach wie vor ein ganz schön großer Fisch im Krypto-Meer. Das Problem ist, dass ein großen Anteil an Bitcoin auf dem Spiel steht. Satoshi soll geschätzt 1 Million Bitcoins besitzen. Da die Menge an Bitcoin, die es jemals geben wird, auf 21 Millionen Stück begrenzt ist, sind das also etwa 5% der gesamten Kryptowährung. Das kannst Du Dir von der Dimension ungefähr so vorstellen wie den Anteil der USA am weltweiten Goldvorkommen. Das ist ein ganz schöner Batzen Vermögen und damit Macht! Satoshi hat es seit der Veröffentlichung von Bitcoin nicht angefasst und sämtliche Experten wundern sich warum.

Einige fürchten den Tag, an dem Nakamoto all seine Bitcoins auf einmal verkaufen und damit den Bitcoin-Kurs zum Einstürzen bringen könnte. Andere (darunter Andreas M. Antonopoulos, Autor des Bestsellers „Mastering Bitcoin“ und „The Internet of Money“) halten jedoch dagegen. Sie sind zuversichtlich, weil Bitcoin mittlerweile so stark ist und von so vielen Teilhabern getragen wird. Daher glauben sie, dass der plötzliche Verkauf von Satoshis Anteil vielleicht eine kurze Krise auslösen, aber keine langfristigen Folgen für die Kryptowährung haben würde. Antonopoulos merkt außerdem an, dass Satoshi den Code von Bitcoin nicht kontrolliert. Somit hat er nicht mehr Einfluss auf die Kryptowährung, als alle anderen (Entwickler), die an der öffentlichen Blockchain beteiligt sind. Es klingt also so, als müsstest Du Dir keine weiteren Sorgen um Satoshi Nakamoto machen 😉 Spannend bleibt jedoch, ob einige der Fragen, die das Phantom umgeben, in Zukunft beantwortet werden können.

Zusammenfassung

Über das Phantom Satoshi Nakamoto könnte ich ein ganzes Buch verfassen. Da die wahre Identität seit neun Jahren nicht bekannt ist, wächst der Berg an Vermutungen und Gerüchten zunehmend. In diesem Wirrwarr ist es schwer die Wahrheit über den oder die Gründer von Bitcoin herauszufinden. Fest steht jedoch, dass die Person (oder das Team, das hinter dem Pseudonym stehen könnte) mit Bitcoin die Lawine der Krypto-Revolution so richtig ins Rollen gebracht hat. Egal wer Satoshi Nakamoto sein mag, welche Absichten „er“ verfolgt oder wie viele Bitcoins sich noch in „seinem“ Besitz befinden: Satoshi hat mit Bitcoin Großes für die Menschheit geleistet.

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