PayPal hat vor Kurzem bei der amerikanischen Patentbehörde Anträge eingereicht, um sich ein neues System für Kryptoüberweisungen schützen zu lassen. Das Überweisungssystem zielt darauf ab, dass sich Transaktionen mit Bitcoin und Co schneller abwickeln lassen. Dabei ist unklar, ob die Technologie tatsächlich umgesetzt werden soll. Denn auch viele Unternehmen (und sogar Banken) die Kryptowährungen gegenüber kritisch eingestellt sind, lassen sich seit Jahren Ideen in diesem Bereich patentieren.
10 Minuten sind oft zu lang
Ein Überweisung beispielsweise von Bitcoin dauert derzeit etwa 10 Minuten. Denn in dieser Zeit überprüft das Netzwerk, ob die Transaktion den Regeln entspricht und durchgeführt werden darf. Konkret wird zum Beispiel geschaut, ob die überweisende Person tatsächlich das Guthaben besitzt, dass sie versendet. Dieser Prüfungszeitraum ist also wichtig und sogar beabsichtigt. Viele, die aber Bitcoin als Bezahlmethode verwenden wollen, finden diesen Zeitraum zu lang.
Stell Dir vor Du wärst ein Kioskbesitzer und würdest Bitcoin akzeptieren wollen. Und jeder Kunde müsste erstmal 10 Minuten mit seinem Handy in Deinem Laden rumstehen, bis er auch tatsächlich bezahlt hat. Für viele wäre das einfach zu unpraktisch. Doch an verschiedenen Lösungen wird gearbeitet. In Bitcoins Fall zum Beispiel am „Lightning Network“, darüber mache ich Dir bald noch einen extra Text.
Immerhin, PayPal schreibt von „Vorteilen von virtuellen Währungen“
In PayPals Fall kamen die Entwickler jedenfalls zu ganz ähnlichen Gedanken. Der Anbieter von internationalen elektronischen Zahlungen hat natürlich haufenweise Erfahrung und weiß ganz genau, worüber Kunden sich beschweren.
In dem Patentantrag heißt es (frei übersetzt):
„In vielen Situationen wird eine Wartezeit von 10 Minuten für den Bezahlenden und/oder den Bezahlten zu lang sein, und sie werden stattdessen auf traditionelle Bezahlmethoden ausweichen, anstatt virtuelle Währungen zu benutzen. Solche Probleme haben die Annahme von virtuellen Währungen, trotz ihrer Vorteile, verlangsamt. Daher gibt es einen Bedarf an einem schnelleren Währungsüberweisungssystem.“
Könnte das PayPal-Krypto-System offen und dezentral sein?
Das neue patentierte PayPal-System würde das Problem vereinfacht etwa so lösen. Statt das Geld selbst zu versenden (und damit Überweisungen und Überprüfungen auszulösen), teilt das System es auf mehrere kleine Zweitkonten auf. Dann übergibt es dem Empfänger den Zugang zu diesen Konten. Einerseits klingt das für mich zwar schon als wäre das Zeit-Problem damit umgangen. Andererseits sind wir auch wieder bei einer zentralen Instanz gelandet, die für uns prüft und entscheidet, oder? Genau dagegen wurden die Kryptowährungen ja eigentlich erfunden – um dezentral und unabhängig von Banken und ähnlichen Institutionen Geld versenden zu können. Vielleicht verstehe ich PayPal’s Gedanken in dieser Hinsicht einfach noch nicht. Andererseits klingt „patentiertes System“ ganz anders als eine Beschreibung, was eine Blockchain ist: „dezentrales System, das niemandem gehört und von allen einsehbar ist“.
Patent zum Benutzen oder bloß „meins, meins, meins“?
Ob PayPal das Ganze überhaupt umsetzen will, oder ob es nur darum geht, sich Ideen zu patentieren, ist unklar. Damit Geld zu verdienen, falls später mal jemand dasselbe erfinden möchte, ist ja erstmal ein ganz beliebtes Vorgehen. Da viele große Firmen in den letzten Jahren Patente im Bereich Kryptowährungen angemeldet haben, würde ich auch aus diesem Patent nicht gleich ableiten, dass hier etwas in der Entwicklung ist. Denn oftmals sind diese Firmen eigentlich gar keine Befürworter der Technologie.